Generationen- Beziehungen leben
«Beziehungen, die uns Halt geben, wurzeln in der Freiheit, einander loslassen zu können.» Ernst Ferstl /
1 liebe Eltern und Familien, liebe Gross- eltern und Paten Kinder verändern die Beziehungen zwischen den Generationen: Aus Paaren werden Eltern, aus Eltern Grosseltern. Eine neue Phase der Generationen-Beziehungen beginnt, mit vielen Chancen und manchen Stolpersteinen. Für viele Familien sind die Grosseltern eine wertvolle Unterstützung für den Familienalltag, und für die Enkelkinder können Oma und Opa zu wichtigen Bezugspersonen werden, die ihr Leben mit Zeit, Neugierde, Lebenserfahrung und Gelassenheit bereichern. Die vorliegende Broschüre will Anregungen geben, wie Sie tragfähige Beziehungen zwischen den Generationen gestalten und miteinander im Gespräch bleiben können: über die eigene Geschichte, über Traditionen und Werte, über den Glauben. Fragend, nicht belehrend. Wertschätzend, nicht wertend. Offen für die Gedanken des Gegenübers und dabei Unterschiede und das eigene Nicht-Wissen aushaltend. Es ist ein spannender Weg. Ihre Kirche
2 Stimmen aus dem Generationenalltag Welche Erwartungen und Wünsche haben Grosseltern? Welche die Eltern? Was stärkt das Vertrauen zueinander? «Wir geniessen die Zeit mit unserer Enkelin und entdecken die Welt mit neuen Augen. Wir beobachten Vögel, Schnecken und Schafe auf der Weide, wir verweilen am Bach und an der Blumenwiese. Manchmal sind die Enkel-Tage für uns anstrengend und herausfordernd, doch oft wunderschön und bereichernd. Auch die Beziehung zu unserer Tochter hat sich intensiviert: Wir berichten einander über die neusten Entwicklungsschritte und lachen von Herzen über lustige Erlebnisse.» Markus und Eveline, Grosseltern von 1 Enkelin «Wichtig ist mir, dass meine Grenzen respektiert werden. Ich mache nicht alles. Auch weil ich noch berufstätig bin, achte ich gut auf meine Ressourcen. Ich sehe mich nicht als Nanny und hüte sporadisch.» Sarah, Grossmutter von 7 Enkelkindern im Vorschulalter «Wir sind heikel, was Fotos und Medien betrifft. So habe ich von Anfang an klar gesagt, dass die Grosseltern Fotos von unseren Kindern nur für sich gebrauchen dürfen und nicht z. B. bei Whats- App in den Status stellen sollen.» Julia, Mutter von 2 Kindern im Vorschulalter «Ich wünsche mir von den Grosseltern Interesse an uns und an den Enkeln, einen ehrlichen und wertschätzenden Umgang, und dass ich mich auf sie verlassen kann, dass sie z. B. frühzeitig absagen, wenn sie bei einem Hütetermin verhindert sind.» Lea, Mutter von 2 Kindern im Vorschulalter
3 Wie habe ich als Kind die Beziehungen zwischen meinen Eltern und Grosseltern erlebt? Was ist mir heute wichtig in den Beziehungen zwischen den Generationen? Erklärt uns, was für euch geht und was nicht. Sagt es uns, wenn euch etwas stört. Dann können wir es verändern. Habt Verständnis, dass wir auch unser Leben leben möchten und nicht immer Zeit haben. Vertraut uns, auch wenn wir manches anders machen als ihr bei euch zu Hause. Ermöglicht euren Kindern, dass sie auch eine andere Generationenwelt kennenlernen können. Wünsche ...von Eltern an Grosseltern ...von Grosseltern an Eltern Seid geduldig und vertraut darauf, dass eine Beziehung zwischen euch und den Enkeln entstehen wird. Gebt uns keine ungefragten Tipps. Seid auf der Höhe der Zeit! Achtet auf eure Sprache (z. B. Genderfragen), bedient keine alten Klischees. «Ich erwarte einen verständnisvollen, liebevollen Umgang und ähnliche Erziehungsmethoden. Das Kind soll Kind sein dürfen.» Sabine, Mutter von 3 Kindern im Vorschulalter «Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass die Grosseltern nicht regelmässig zu den Enkeln schauen. Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, betonen wir, dass es unsere Kinder sind und dass wir entscheiden, wie wir sie erziehen.» Lea, Mutter von 2 Kindern im Vorschulalter «Für unsere Kinder ist ein enger und guter Kontakt zu den Grosseltern wunderschön, bereichernd und wertvoll. Für uns Eltern ist die Unterstützung bei der Betreuung Gold wert.» Adrian, Vater von 3 Kindern von 3 bis 7 Jahren «Wir kennen die Regeln der Eltern und sie unsere. Wenn wir hüten, haben wir etwas engere Grenzen als sie, aber es ist viel Vertrauen und Respekt da, darum klappt es gut.» Bea und Franz, Grosseltern von 8 Enkeln zwischen 6 Monaten und 13 Jahren
4 Zwischen Begeisterung und Vorsicht: Wenn Grosseltern die Enkel hüten Wenn Grosseltern ihre Enkel regelmässig betreuen, verändert sich die Beziehung zwischen den Grosseltern und ihren erwachsenen Kindern. Pasqualina Perrig-Chiello, emeritierte Professorin für Psychologie an der Universität Bern, erklärt, was die Chancen sind und wo die Stolpersteine liegen. Im Frau Perrig-Chiello, warum gibt es so viele begeisterte Grosseltern? Die Grosselternschaft wird von den meisten als eine wunderbare Erfahrung beschrieben. Das Erleben der Weiterführung der familialen Linie sowie die Möglichkeit, sich nutzbringend für die jüngere Generation zu engagieren, ist eine willkommene neue Rolle mit höchst erfreulichen Erfahrungen und sinnstiftenden Aufgaben. Und auch umgekehrt sind Grosseltern für ihre Enkelkinder meist wichtige und geliebte Bezugspersonen. Die Grosseltern sind da, mit Rat und Tat, unterstützend und tröstend. Insbesondere mit kleineren Enkelkindern sind gemeinsame Aktivitäten eine schöne Abwechslung. Und was ist mit der Beziehung zwischen Grosseltern und Eltern? Durch die Grosselternschaft wird die Beziehung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern neu definiert. Letztere sind nun selbst in der Elternrolle und verstehen zumeist erst jetzt die Erziehungspraktiken ihrer Eltern. Ob sie diese übernehmen oder verwerfen, hängt nicht zuletzt von der emotionalen Bindung zu den Eltern ab. Die Grosseltern wiederum sind für ihre eigenen Kinder nicht nur emotionale Unter- stützung, sondern auch eine grosse Hilfe und Entlastung. Ohne Enkel hütende Grosseltern wäre die Vereinbarkeit Beruf und Familie für viele Eltern schwierig, ja gar unmöglich. Was ist der «Mehrwert» von Grosseltern für Enkel und Eltern? Grosseltern sind wichtige Vermittler von Werten und familialer Geschichte und Identität. Das stärkt die Enkelkinder. Auch wenn die meisten Grosseltern dazu tendieren, grosszügiger und gelassener zu sein als die Eltern, nehmen sie nachweislich zumeist eine ausgleichende Rolle in Sachen Erziehung ein: Je nach wahrgenommenem Erziehungsstil ihrer Kinder verhalten sich Grosseltern strenger oder nachsichtiger. Sie achten – offensichtlich im Interesse
5 Eskalationen lassen sich vermeiden, indem man viel miteinander spricht und auf die Karte «Wertschätzung und Respekt» setzt. des Kindes – auf eine gute Passung der Erziehungsstile. Es läuft nicht immer nur harmonisch zwischen Grosseltern und Eltern. Was sind mögliche Konfliktfelder? Wenn Grosseltern hüten, sind sie natürlich auch im Kontakt mit ihren eigenen Kindern. Dabei sind Meinungsverschiedenheiten oft unvermeidlich. Konfliktfelder sind zumeist unterschiedliche Einstellungen und Werte, welche zu Reibereien führen wie etwa das Einmischen der Grosseltern in Fragen der Erziehung, Ernährung, Freizeitgestaltung, aber auch das Instrumentalisieren der En- kel für eigene Interessen (etwa um gewisse «Botschaften» an die erwachsenen Kinder zu übermitteln), die Enkel in Loyalitätskonflikte bringen. Grundsätzlich gilt: Grosseltern sollen sich nicht in die Erziehung der Enkelkinder ein- mischen. Die Verantwortung liegt bei den Eltern, also haben sie primär das Sagen. Bei Meinungsverschiedenheiten und Konflikten sollten die Grosseltern dem Frieden zuliebe nachgeben. Eine Einmischung ist nur gerechtfertigt, wenn das Kindeswohl gefährdet ist. Tipps an Grosseltern, damit das Miteinander besser gelingt ✓ ✓ ✓ ✓ Respektieren Sie, dass Sie als Grosseltern bloss eine beratende und unterstützende Funktion haben. Vereinbaren Sie mit Ihren Kindern klare Regeln bezüglich Häufigkeit, Dauer und Abläufe der Kinderbetreuung. Das ver- hindert falsche Erwartungen. • Pflegen Sie eine offene Kommunikation. Das heisst: keine unausgesprochenen Retour-Erwartungen (z. B. grosse Dankbarkeit), sonst sind Frust und Unfriede vorprogrammiert. Kommunizieren Sie auch Ihre eigenen Bedürfnisse klar. • Vermeiden Sie Loyalitätskonflikte bei den Enkelkindern. Nehmen Sie eine möglichst unparteiische Haltung zu anderen Bezugspersonen der Enkelkinder ein, Sie müssen sich nicht Pro oder Contra für jemanden entscheiden.
Zeigen Sie Fotos oder Gegenstände aus Ihrer eigenen Kindheit. Erzählen Sie von sich und Ihrer Ursprungsfamilie. Wenn Sie mögen: Nutzen Sie dazu auch das Wimmelbild auf der nächsten Doppelseite. Nutzen Sie die digitalen Möglichkeiten, besonders, wenn Ihre Familie nicht in der Nähe wohnt. Auch via Videocall lassen sich Geschichten lebendig erzählen und Erlebnisse austauschen. Erinnern und Erzählen Eltern, Paten und Grosseltern tragen durch ihre Erinnerungen und Erzählungen «von früher» dazu bei, dass das Kind weiss, woher es kommt und zu wem es gehört. Wenn Erwachsene von der Vergangenheit erzählen, zeigen sie, wer sie sind und was ihnen wichtig ist. So bekommt etwas Wert und Sinn, es bleibt in Erinnerung und ist Teil der Identitätsbildung, der Reise zum eigenen Ich, die ein Leben lang andauert. 6 . HALTEN SIE GEMEINSAME ERLEBNISSE, LUSTIGE SATZE UND ZEICHNUNGEN DER KINDER IN EINEM ERINNERUNGSBUCH FEST. .
Fragen Sie die Kinder abends beim Ins-Bett-Gehen: Was war heute schön? Wofür möchtet ihr Gott Danke sagen, um was möchtet ihr Gott bitten? Schreiben Sie einen Brief mit Erinnerungen an Ihr Enkelkind/Patenkind und schenken Sie ihn zur Konfirmation/Firmung oder zum Beginn der Lehrzeit. Verbringen Sie gemeinsam Zeit in der Natur. Vielleicht befragen Sie gemeinsam einen Käfer oder einen Stein: Was hat der wohl alles erlebt? Was würde er uns erzählen? Bewahren Sie Schätze von gemeinsamen Ausflügen in einem Schatzkästli auf. Holen Sie sie hervor und sprechen Sie darüber. Erzählen Sie den Kindern aus Bilderbüchern, die zum Gespräch anregen. Buchtipps gibt es auf: farbenspiel.family 7
8 Erzählen Sie von früher, als Sie selbst noch ein Kind waren. Suchen Sie gemeinsam die Gegenstände am linken Rand im Wimmelbild.
9 Scan mich!
10 «Wichtig ist mir das solidarische Miteinander: Zeit miteinander verbringen. Mitfühlen, wenn sich jemand weh getan hat. Sich entschuldigen. Rücksicht nehmen. Die Schöpfung achten. Präsent sein. Zuhören.» Sarah, Grossmutter «Meine Eltern haben mir religiöse Werte eher in Taten als in Worten vermittelt, mit viel Freiheit uns Kindern gegenüber. Ich selbst versuche, mit mir im Reinen und authentisch zu sein. Was ich meinen Kindern weitergeben möchte, da bin ich noch unschlüssig. Ich werde sicher unterschiedliche Ansichten thematisieren. Die Grosseltern dürfen mit unseren Kindern über den Glauben reden. Unterschiedliche Ansichten und Ansätze mitzubekommen, ist hilfreich für ein Kind, um den eigenen Weg zu finden.» Adrian, Vater von 3 Kindern «Mir ist es wichtig, den Kindern ein positives Gottesbild mitzugeben, das sie in ihrem ganzen Leben stärkend begleiten kann.» Milva, Mutter von 2 Kindern Religiöse Erziehung – Welche Werte uns wichtig sind Glaube und Religion können schwierige Themen zwischen den Generationen sein. Das gilt besonders, wenn die Haltungen zu Glauben und Kirche verschieden und die gelebte Glaubenspraxis unterschiedlich ist. Grundsätzlich gilt: Die Eltern sind für die religiöse Erziehung verantwortlich. Bleiben Sie im Gespräch. Vielleicht kann die Werteerziehung eine Brücke bauen.
11 «Ich bemühe mich, den Kindern Werte wie Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit vorzuleben. Wenn die Grosseltern mit meinen Kindern beten, singen oder Geschichten erzählen, will ich, dass sie die Enkel fragen, ob sie das möchten, und alles immer freiwillig ist.» Lea, Mutter «Unsere Kinder haben uns gebeten, die religiöse Erziehung der Enkel zu übernehmen. Wir haben unseren Enkeln eine Kinderbibel geschenkt, die altersgerecht erzählt, mit wenig Text und vielen schönen Bildern. Wir möchten, dass die Enkel beten lernen und den christlichen Glauben besser kennenlernen. Das hat auch einen kulturellen Aspekt.» Marie und Fred, Grosseltern «Dankbarkeit, Respekt, Loyalität und Liebe sind mir wichtig für unser Zusammenleben. Meinen Kindern möchte ich das Vertrauen und die Hoffnung weitergeben, dass da etwas ist, das auf uns Acht gibt.» Sabine, Mutter «In meiner Rolle als Patin ist es mir wichtig, den Kindern ein Vorbild im Glauben zu sein und ihnen zu zeigen, dass Gott immer bei uns ist, egal was passiert. Das Zusammensein mit meinen beiden Patenkindern macht mir viel Freude, und ich bin dankbar für diese schöne Aufgabe und das Vertrauen.» Saga, Gotte Wie habe ich meine religiöse Erziehung erlebt? Welche Werte wurden gelebt? Welche nicht? Was möchte ich weitergeben, was nicht?
12 Ein Gottesbild, das Kindern guttut Kinder sollen einen Gott kennenlernen, der wie eine gute Mutter und ein guter Vater ist, der ihre Bedürfnisse sieht und sie ernst nimmt. Wie kann Gott für Kinder erfahrbar werden? Zum Beispiel durch achtsame und liebevolle Bezugspersonen. Ein Gottesbild, das mitwachsen kann: farbenspiel.family Gott nimmt dich so an, so wie du gerade bist. Du bist ihm wichtig. •Gott hat dich lieb. Er ist fur dich da. Du darfst dich auf Gott verlassen. Er ist treu. Gott begleitet dich auf deinem Lebensweg. Du schaffst das, Gott ist an deiner Seite. Gott will, dass du dich frei entscheidest. Gott respektiert dich. Er begegnet dir auf Augenhöhe.
13 Ein Schäfer besass hundert Schafe. Als er wie an jedem Abend seine Schafe zählte, stellte er fest, dass es nur neunundneunzig waren. Ein Schaf war nicht heimgekommen. Es musste sich verlaufen haben. Da liess der Schäfer die neunundneunzig Schafe allein zurück und machte sich auf den Weg, um das eine Schaf zu suchen. Er suchte überall. Bis zum Abend war er unterwegs. Als er endlich das verlorene Schaf fand, war er glücklich. Ja, er freute sich so sehr, dass er das Schaf auf seine Schultern nahm und nach Hause trug. Dort rief er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagte: «Freut euch mit mir! Ich habe mein verlorenes Schaf wiedergefunden!» Und Jesus sagte: «Gott ist wie dieser Schäfer. Er ist der gute Hirte. Gott sucht den Menschen, der sich verlaufen hat. Er freut sich über den verlorenen Menschen, den er wiedergefunden hat. Gott will, dass keiner der Menschen verloren geht. So sorgt sich Gott, unser Vater, um uns!» Cordula Janusch Aus der biblischen Schatzkiste Kinder wollen das Leben erkunden, Erde und Himmel verstehen. Über das Geheimnisvolle nachdenken. Die Bibel erzählt in Geschichten und Bildern von einem Gott, der in Beziehung sein möchte. Denn jeder einzelne Mensch ist Gott wichtig. Darum erzählte Jesus einmal diese Geschichte: DER GUTE HIRTE UND DAS VERLORENE SCHAF Empfehlenswerte Kinderbibeln: farbenspiel.family Ein Lieblingskuscheltier verstecken, suchen und finden. Das Kind versteckt sich, die Erwachsenen suchen und finden das Kind oder umgekehrt. Wie kleine Kinder die biblische Geschichte erleben können:
14 Für Kinder ab 5 Jahren Rätsel: Was kann man nicht sehen, und es ist doch da? Suchen Sie gemeinsam nach konkreten und abstrakten Antworten: Wind, Fliederduft, Gedanken, Bauchweh, Freundschaft, Stille ... Vieles von dem, was unsichtbar ist, kann man an den Wirkungen erkennen: Der Wind bewegt zum Beispiel die Blätter des Baums. Wie ist das mit Gott? Was du nicht sehen kannst Was du atmest, die Luft, von einer Rose den Duft, aus der Erde die Kraft, die Süsse vom Apfelsaft. Die Schmerzen des Kranken, deine Gedanken, dein guter Wille und die Stille. Gott ist da, im Unsichtbaren nah. Max Bolliger Gemeinsam nach Gottes Spuren suchen Kinder möchten ihre eigenen Antworten auf die kleinen und grossen Fragen des Lebens finden. Wir Erwachsene können sie dabei begleiten, indem wir nachfragen, ihre Gedanken aufnehmen und unsere Sichtweise einbringen und von ihnen lernen. So begegnen wir unseren Kindern auf Augenhöhe und stärken ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ich glaube, Jesus hat uns gezeigt, wie Gott ist. Deshalb erzAhle ich dir gerne Geschichten von Jesus. » « Papa? – Oma hat gesagt: Gott ist da. Aber wo ist Gott denn? Ich sehe ihn nirgends. Für kleine Kinder Suchen Sie auf einem Spaziergang in der Natur, beim Gärtnern oder beim Gemüse rüsten nach konkreten Beispielen für etwas, was man nicht auf den ersten Blick sieht, was es aber dennoch gibt: Was verbirgt sich unter deinem T-Shirt, in der Baumkrone, in der Erde, im Mauseloch, im Apfel? Ich sehe Gott auch nicht, da hast du recht. Aber gibt es nicht auch Dinge, die man nicht sehen kann, die doch da sind? Hast du eine Idee?
15 Mit Gott durch den Tag Morgens beim Abschied: Unsere Tochter macht ihren Kindern beim Abschied ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Es ist ihre Art, sie zu segnen. Das wollen wir bei unseren Enkeln fortan auch so machen. « Am Abend: Wenn unsere Enkel bei uns übernachten, pflegen wir ein besonderes Abendritual. Ich danke Gott für meine Enkel und die gemeinsame Zeit. «Guter Gott, wir danken dir, dass wir heute mit (Namen der Kinder) den Tag verbringen durften. Wir freuen uns über... (Poitives von den Kindern erzählen). Amen.» Und dann danken sie für mich ... Abendgebet Min Tag isch verbii. Schön isch er gsii. Grosse Gott, Du häsch das gmacht. Ich ha’s guet gha, ich ha glacht. Ich käne vili liebe Lüüt. Jetz schlaf ich ii – suscht wott-i nüüt. Tanke, min Gott! Amen. Regine Schindler Vor dem Essen: Wir geben einander vor dem Essen die Hände und sprechen den Tisch-Rapp: « «Für dich und für mich ist der Tisch gedeckt, hab dank, lieber Gott, dass es uns gut schmeckt.»
16 Der Segen meines Grossvaters Die Autorin und Ärztin Rachel Naomi Remen erzählt von ihrem jüdischen Grossvater, zu dem sie eine ganz besondere Beziehung hatte. Wenn ich an den Freitagnachmittagen nach der Schule zu meinem Grossvater zu Besuch kam, dann war in der Küche seines Hauses bereits der Tisch zum Teetrinken gedeckt. Mein Grossvater hatte seine eigene Art, Tee zu servieren. Es gab bei ihm keine Teetassen, Untertassen oder Schalen mit Zuckerstückchen oder Honig. Er füllte Teegläser direkt aus einem silbernen Samowar. Man musste zuerst einen Teelöffel in das Glas stellen, denn sonst hätte das dünne Glas zerspringen können. Mein Grossvater trank seinen Tee auch nicht so, wie es die Eltern meiner Freunde taten. Er nahm immer ein Stück Zucker zwischen die Zähne und trank dann den ungesüssten heissen Tee aus dem Glas. Und ich machte es wie er. Diese Art, Tee zu trinken, gefiel mir viel besser als die Art, auf die ich meinen Tee zu Hause trinken musste. Wenn wir unseren Tee ausgetrunken hatten, stellte mein Grossvater stets zwei Kerzen auf den Tisch und zündete sie an. Dann wechselte er auf Hebräisch einige Worte mit Gott. Manchmal sprach er diese Worte laut aus, aber meist schloss er einfach die Augen und schwieg. Dann wusste ich, dass er in seinem Herzen mit Gott sprach. Ich sass da und wartete geduldig, denn ich wusste, jetzt würde gleich der beste Teil der Woche kommen. Wenn Grossvater damit fertig war, mit Gott zu sprechen, dann wandte er sich mir zu und sagte: «Komm her, Neshume-le.» Ich baute mich dann vor ihm auf, und er legte mir sanft die Hände auf den Scheitel. Dann begann er stets, Gott dafür zu danken, dass es mich gab und dass Er ihn zum Grossvater gemacht hatte. Er sprach dann immer irgendwelche Dinge an, mit denen ich mich im Verlauf der Woche herumgeschlagen hatte, und erzählt Gott etwas Echtes über mich. Jede Woche wartete ich bereits darauf, zu erfahren, was es diesmal sein würde. Wenn ich während der Woche irgendetwas angestellt hatte, dann lobte er meine Ehrlichkeit, darüber die Wahrheit gesagt zu haben. Wenn mir etwas misslungen war, dann brachte er seine Anerkennung dafür zum Ausdruck, wie sehr ich mich bemüht hatte. Wenn ich auch nur kurze Zeit ohne das Licht meiner Nachttischlampe geschlafen hatte, dann pries er meine Tapferkeit, im Dunkeln zu schlafen. Und dann gab er mir seinen Segen und bat die Frauen aus ferner Vergangenheit, die ich aus seinen Geschichten kannte – Sara, Rahel, Rebekka und Lea –, auf mich aufzupassen.
17 Diese kurzen Momente waren während meiner ganzen Woche die einzige Zeit, in der ich mich völlig sicher und in Frieden fühlte. In meiner Familie von Ärzten und Krankenschwestern rang man unablässig darum, noch mehr zu lernen und noch mehr zu sein. Da gab es offenbar immer noch etwas, das man wissen musste. Es war nie genug. Wenn ich nach einer Klassenarbeit mit einem Ergebnis von 98 von 100 Punkten nach Hause kam, dann fragte mein Vater: «Und was ist mit den restlichen zwei Punkten?» Während meiner gesamten Kindheit rannte ich unablässig diesen zwei Punkten hinterher. Aber mein Grossvater scherte sich nicht um solche Dinge. Für ihn war mein Dasein allein schon genug. Und wenn ich bei ihm war, dann wusste ich irgendwie mit absoluter Sicherheit, dass er recht hatte. Mein Grossvater starb, als ich sieben Jahre alt war. Ich hatte bis dahin nie in einer Welt gelebt, in der es ihn nicht gab, und es war schwer für mich, ohne ihn zu leben. Er hatte mich auf eine Weise angesehen, wie es sonst niemand tat, und er hatte mich bei einem ganz besonderen Namen genannt – «Neshume-le», was «geliebte kleine Seele» bedeutet. Jetzt war niemand mehr da, der mich so nannte. Zuerst hatte ich Angst, dass ich, wenn er mich nicht mehr sehen und Gott erzählen würde, wer ich war, einfach verschwinden würde. Aber mit der Zeit begann ich zu begreifen, dass ich auf irgendeine geheimnisvolle Weise gelernt hatte, mich durch seine Augen zu sehen. Und dass einmal gesegnet worden zu sein heisst, für immer gesegnet zu sein. Rachel Naomi Remen Welche kraftvollen Worte und Gesten möchten Sie der nächsten Generation mit auf den Weg geben?
18 «Wir sind gerne im Garten. Die Natur gibt uns viele Anlässe zu Gesprächen über das Wachsen und Gedeihen, über das, was nicht in unserer Hand liegt, aber auch, was wir selber tun können. Unser jüngster Enkel giesst z. B. gerne Pflanzen. Ich sage beim Giessen: «So chönd d’Blüemli wachse und gross werde. Dank dir.» So spürt er, dass er einen Beitrag leistet. » «Ich habe keine eigenen Enkel, deshalb bin ich Leihgrossmutter geworden. Meine Patenenkelkinder freuen sich riesig, wenn ich sie abhole und wir miteinander einen Ausflug machen. » Was Generationen-Beziehungen stärkt In der Schweiz gibt es verschiedene Anlaufstellen, die Familien mit Leihgrosseltern in Verbindung bringen.
19 «Ich geh mit meinen Enkeln hin und wieder ins Café des Altersheims. Die meisten Seniorinnen strahlen, wenn sie die Kleinen sehen. Sie zeigen ihnen gerne ihren Rollator und Rollstuhl. Eine Seniorin begrüsst die Kinder schon mit Namen! Und die Enkel fragen oft: «Wann gehen wir wieder hin?» » Leg deine Hand in meine Hand und spür wie du geborgen bist bei mir und bei Gott. Leg deine Hand in meine Hände und fühl wie du gehalten bist von mir und noch viel mehr von Gott. Gott segne dich er hüte dich beschütze dich die ganze Nacht bis morgen ein neuer Tag erwacht. Christiane Bundschuh-Schramm Ein Abendsegen für dich und deine Kinder «Als ganze Familie fahren wir einmal im Jahr zusammen in ein Lagerhaus: Eltern, Kinder, Grosskinder, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen sind dabei. Je nach Möglichkeit und Wetter bleiben wir ein bis zwei Tage und geniessen die Gemeinschaft. »
20 Autorin: Käthi Wirth, Religionspädagogin Redaktion: Dorothea Meyer-Liedholz Illustration: Tobias Sturm, www.tobiassturm.ch, S. 8f Wimmelbild Layout und Gestaltung: Britta Appert, Zürich Druck: Druckerei Lutz AG, Speicher; printed in Switzerland Vertrieb: Verband Kind und Kirche I Chileweg 1 I 8415 Berg am Irchel www.kindundkirche.ch/farbenspiel.family; Einzelbroschüre: Fr. 4.00; Staffelpreise pro Broschüre: ab 10 Ex. Fr. 3.70; ab 20 Ex. Fr. 3.60; ab 50 Ex. Fr. 3.40 Copyright: 1. Auflage © 2024 farbenspiel.family Textrechte: US vorne innen: Zitat aus: E. Ferstl, Zwischenrufe. Aphorismen © 2004 Geest-Verlag; S. 13: Der gute Hirte und das verlorene Schaf: Text entnommen aus: Cordula Janusch, Jesusgeschichten den Kindern erzählt © 2022 Butzon & Bercker GmbH, Kevelaer, www.bube.de; S. 14: Was du nicht siehst, aus: Max Bolliger, Weisst du, warum wir lachen und weinen?, Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 1977, S. 67 © Erben Max Bolliger; S. 15: Abendgebet, aus: Regine Schindler, Starche Gott – Du bisch in Fründ. Gebete für kleine und grosse Kinder, Zürich 1984, S. 21 © Theologischer Verlag Zürich; S. 16f: Der Segen meines Grossvaters, aus: Remen Rachel Naomi: Aus Liebe zum Leben © Arbor Verlag Freiburg i. Br., 6. durchgesehene Auflage 2015, www.arbor-verlag.de; S. 19: Abendsegen, aus: Christiane Bundschuh-Schramm, Segen wird es geben. 52 gute Wünsche für das Jahr (Topos Taschenbücher, Band 676) © Matthias Grünewald Verlag. Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2015. www.verlagsgruppe-patmos.de; US hinten innen: 1. Thessalonicher 5,11 aus: Basis Bibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart Bildrechte: S. 1: Grosseltern und Enkel © AdobeStock_379368062; S. 2: Generationen © AdobeStock _558712959; S. 6f: Oma liest vor © iStock_1050788438_RgStudio; Hand © AdobeStock_55724174; Whiteboard © AdobeStock_197093921; S. 10f: Grossvater und Vater © AdobeStock_735018784; S. 12: Mädchen malt Regenbogen © AdobeStock_372518044; S. 13: Illustration Guter Hirte von Mathias Weber, aus: Die Kinder-Themen-Bibel, © 2019 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart; S. 15: Abschied © iStock_1051324230; Vor dem Essen © iStock_1181484671; Am Abend © iStock_482828078; S. 17: Rabbiner © AdobeStock_914448525; S. 18: Ziege © iStock_1584008802_Andrey Zhuravlev; Altersheim © iStock_144352006_pixel 1962; im Garten © iStock_97388782_eclipse_images; S. 19: Grosse Familie © AdobeStock_95011206; Hände © iStock_610958064_ hobo_018 Die herausgebenden Kirchen waren bemüht, alle nötigen Abdruckrechte einzuholen. Wir bitten, nicht erhebbar gewesene Rechte gegebenenfalls zu melden: Kontakt: info@farbenspiel.family. farbenspiel.family möchte Eltern, Familien, Grosseltern und Paten inspirieren, die spirituelle Dimension im Familienalltag zu entdecken und zu gestalten. Auf der Website farbenspiel. family finden Sie dazu Anregungen, Tipps, Praxisbeispiele und aktuelle Hinweise zu unseren Broschüren, die farbenspiel. family zu verschiedenen Themen herausgibt. Katholische Kirche im Kanton Zürich Hirschengraben 66 I 8001 Zürich www.zhkath.ch Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Bern Zähringerstrasse 25 I 3012 Bern www.kathbern.ch Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn Altenbergstrasse 66 I 3000 Bern 22 www.refbejuso.ch Herausgeberinnen: Reformierte Kirche Kanton Zürich Hirschengraben 50 I 8001 Zürich www.zhref.ch Reformierte Kirche Aargau Stritengässli 10 5001 Aarau www.ref-ag.ch Römisch-Katholische Kirche im Aargau Feerstrasse 8 I 5001 Aarau www.kathaargau.ch Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.Gallen Oberer Graben 31 I 9000 St.Gallen www.ref-sg.ch Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Loëstrasse 60 I 7000 Chur www.gr-ref.ch Evangelisch-reformierte Kantonalkirche Schaffhausen Pfrundhausgasse 3 8200 Schaffhausen www.ref-sh.ch Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Luzern Abendweg 1 I 6000 Luzern 6 www.lukath.ch Kooperationspartnerschaften: Bistum Basel Baselstrasse 58, Postfach 4502 Solothurn www.bistum-basel.ch Bistum St.Gallen Klosterhof 6b, Postfach 263 9001 St.Gallen www.bistum-stgallen.ch Verband Kind und Kirche Chileweg 1 8415 Berg am Irchel www.kindundkirche.ch farbenspiel.family folgen: Newsletter abonnieren!
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