14 Im letzten Frühling ist unser Nonno gestorben. Und bei allem, was sehr traurig war, haben wir uns doch gefreut, dass wenigstens seine Beerdigung nicht ohne Didi stattfand. Er kam, spielte mit den Kindern, war wieder Teil der Familie. Zum Osterfest am Wochenende darauf brachte meine Tante Nonnos Lebensgefährtin mit. Sie war so traurig, dass sie die ganze Zeit über nur geweint hat. Immer wieder hat sie gerufen: «È morto, cosa sto facendo?» (Er ist gestorben, was mache ich nun?) Wir alle waren traurig und bedrückt. Die Zuckerostereier, die Sonne, das gedämpfte Kinderlachen und Ostern selbst schienen uns wie eine unpassende Kulisse. «Cosa sto facendo?» Was ist schon Ostern, wenn es keine Antwort auf die verzweifelte Frage gibt? Da klingelte es an der Tür. Didi war gekommen. Ohne Osternestchen, aber mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht und sogleich auf jedem Arm ein Kind. Er sei nicht sicher, ob er eingeladen sei. Aber Ostern ohne uns sei auch nicht richtig. Und tatsächlich: Es wurde noch Ostern! Der Tag, an dem alle, die Verlassenen, die Traurigen, die Sehnsüchtigen und die Fröhlichen einen Platz am Tisch fanden. Da werden die Tränen nicht einfach abgewischt. Aber neben «Cosa sto facendo?» ertönt auch immer wieder befreiendes Lachen. Franziska, Mutter von zwei Kindern Ostern ohne Didi? Manche Kinder freuen sich an Ostern auf den Osterhasen. Franziskas Kinder glauben nicht mehr daran, dass ein Hase bemalte Eier und Geschenke bringt. Sie warten auf Didi. Didi ist der Ex-Freund meiner Tante. Zusammen haben wir Sommerurlaube verbracht, meinen Onkel beerdigt und – seit die Kinder denken können – Ostern gefeiert. Meine Tante und Didi haben jeweils Osternestchen mitgebracht, die die Kinder dann im Garten gesucht haben. Und Geburtstage und Weihnachten haben wir auch zusammen gefeiert. Letzte Weihnachten aber kamen beide nicht. Sie hatten sich getrennt. Wir erfuhren das per WhatsApp. Die Tante hat jetzt einen neuen Freund. Begreifen konnten wir das alle nicht. Schon gar nicht die Kinder: Geburtstage, Weihnachten und Ostern ohne Didi? «Es wurde noch Ostern! Der Tag, an dem alle, die Verlassenen, die Traurigen, die Sehnsüchtigen und die Fröhlichen einen Platz am Tisch fanden. »
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