Vom Streiten und Frieden schliessen

13 sucht, Überforderung oder Müdigkeit. Dann kann es gut sein, dass sie überhaupt kein Interesse daran haben, den Konflikt zu lösen. Wenn ich in solchen Momenten einer Forderung nachgebe, kommt prompt eine neue, die noch schwerer zu erfüllen ist: «Ich wollte die Kekse aber gestern, nicht jetzt!», schreit Valentin. In der Geschwisterbeziehung lebt die Konfliktfreude leider auch nach der Trotzphase fort und strapaziert unsere Nerven. «Ich glaube, es ist mein Schicksal, dass Valentin mich ärgert», seufzt Clemens (6 Jahre). Er hat recht: Sein Bruder lässt keine Gelegenheit aus, ihn anzustacheln. Und er selbst geht bereitwillig auf jede Provokation ein. Konflikte vermeiden können wir deshalb nicht. Und sie zu klären, gelingt uns auch nur selten. Als hilfreich erlebe ich es, auch die guten Seiten des Streits zu sehen. Niemand bezweifelt, dass ein Kind viel üben muss, wenn es eine Sportart oder ein Musikinstrument beherr- schen möchte. Warum sollte es bei der Konfliktbewältigung anders sein? Übung macht den Meister! Ausserdem ist es eine Stärke, wenn Kinder nicht konfliktscheu sind, sondern für sich selbst einstehen. Und es ist ein Zeichen des Vertrauens. «Mama, ich habe dich trotzdem noch lieb, auch wenn ich sauer bin», teilt mir Valentin mit und umarmt mich. Ich habe ihm vor Kurzem dasselbe erklärt. Offenbar ist die Botschaft angekommen. Sara, Mutter von zwei Jungs Übung macht den Meister Sara hat zwei Jungs, die sich oft streiten. Das ist zwar anstrengend, aber eigentlich ein wunderbares Übungsfeld, findet Sara. Laut schluchzend sitzt Valentin (3 Jahre) am Küchentisch, obwohl er vermeintlich bekommen hat, was er wollte. Als ich ihn auffordere, sich zu beruhigen, brüllt er entnervt: «Mama! Ich will zuerst sagen, was mein Problem ist!» Es stellt sich heraus, dass dieses ganz woanders liegt. Wie schön wäre es, wenn sich bei Konflikten mit kleinen Kindern immer so leicht klären liesse, was das Problem ist. Das ist bekanntlich nicht der Fall. Abgesehen davon, dass Kinder in der Trotzphase meistens noch nicht richtig sprechen können, sind Gefühle schwer zu benennen. Meine Jungs können selten genau sagen, was ihrer üblen Laune zugrunde liegt. Manchmal spüre ich, dass etwas dahintersteckt, zum Beispiel Eifer- «Niemand bezweifelt, dass ein Kind viel üben muss, wenn es eine Sportart oder ein Musikinstrument beherrschen möchte. Warum sollte es bei der Konfliktbewältigung anders sein? »

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