Gottvertrauen
Vor langer Zeit lebten in einem fernen Land ein Mann und eine Frau. Sie hiessen Abram und Sarai und sie wohnten in Haran. Sie waren sehr reich und besassen viele Schafe und Ziegen, ja, sogar Rinder und Kamele. Zahlreiche Mägde und Knechte sorgten für die Tiere. Abram und Sarai hatten genug von allem: Essen, Wasser und saftige Weiden für die Tiere. Nur eines fehlte: Abram und Sarai hatten keine Kinder. Das war schlimm in dieser Zeit.
Eines Tages sprach Gott zu Abram: «Abram! Geh weg von Haran! Zieh in ein anderes Land, das ich dir zeigen werde! Dort will ich ein grosses Volk aus dir machen. Ich will dich reich beschenken. Ich will dich segnen. Und durch dich sollen alle Menschen auf dieser Erde gesegnet werden.» Abram erschrak. War das wirklich Gott, der zu mir gesprochen hat?, dachte er. Und wenn ja, was soll ich Sarai sagen?
Abram konnte Sarai überzeugen. So nahmen die beiden Abschied von Freunden und Verwandten und brachen auf, wie Gott es Abram geboten hatte. Lot, der Sohn seines Bruders, begleitete sie, dazu alle Mägde und Knechte mit den Ziegen und Schafen, Rindern und Kamelen. Es wurde eine lange, beschwerliche Reise. Der Weg führte durch einsame Wüsten und über schroffe Berge. Mit den vielen Tieren kam die Grossfamilie nur langsam voran. Sie zogen weiter, immer weiter und hofften, dass Gott ihnen das versprochene Land zeigen würde.
Endlich kamen sie nach Kanaan. Es war ein Land mit sanften Hügeln und grünen Tälern. Dort liess sich Grossfamilie nieder. Sie schlugen ihre Zelte bei einer grossen Eiche auf. Da sprach Gott zu Abram: «Schau dich um, Abram! Das ist das Land, das ich dir versprochen habe. Dieses Land will ich dir und deinen Nachkommen schenken.» Abram errichtete mit grossen Steinen einen Altar, brachte Gott ein Opfer dar und dankte ihm für das grosse Versprechen.
Die Jahre verstrichen, doch nichts geschah. Eines Nachts lag Abram wach in seinem Zelt. Er fand keine Ruhe. Noch immer hatten Sarai und er kein Kind bekommen. Nur Hagar, Sarais Sklavin, hatte ihm einen Sohn geboren, Ismael. Sarai war noch immer kinderlos.
Da hörte Abram wiederum die Stimme: «Abram!» Er schreckte auf. «Abram!», rief die Stimme nochmals. «Fürchte dich nicht! Ich meine es gut mit dir und Sarai. Ich will euch beschenken.» Doch Abram zweifelte. Da sprach Gott zu ihm: «Komm heraus vor dein Zelt und schau in den Himmel! Siehst du die Sterne? Kannst du sie zählen? Schau gut hin. So viele Nachkommen will ich dir geben, wie du Sterne am Himmel siehst. Und sie werden alle in diesem Land wohnen. Und du sollst einen neuen Namen bekommen: Abraham, das bedeutet ‹Vater vieler Völker›, und Sarai soll Sara heissen, das bedeutet ‹Fürstin›.»
Abraham und Sara vertrauten Gott und warteten weiter. Und endlich machte Gott sein Versprechen wahr: Sara und Abraham wurde ein Sohn geschenkt. Sie nannten ihn Isaak, das Kind, das das Lachen brachte.
Die Geschichte von Abraham und Sara ist sehr alt. Man kann sie in der Bibel, in 1. Mose 12,1–9 und 21,1–3 nachlesen. Es wird erzählt, dass die beiden vor mehr als 3500 Jahren lebten. Ihr Schicksal hat die Menschen immer wieder bewegt. Abraham und Sara wurden zu Vorbildern für Juden, Christen und Muslime. Bis heute werden sie als Väter und Mütter des Glaubens verehrt.
Katharina Wagner
Gedanken zur Geschichte
Vielleicht waren Abram und Sarai Menschen, die das Abenteuer und das Neue liebten, vielleicht auch nicht. Jedenfalls folgten sie der Stimme Gottes. Sie verliessen ihre Heimat und vertrauten darauf, dass Gott sein Versprechen hält, ihnen Land und Nachkommen zu schenken. Doch Abraham und Sara mussten viel Geduld zeigen. Das war nicht leicht, Zweifel kamen auf. Doch Abraham und Sara gaben nicht auf und warteten, bis Gott seine Verheissung erfüllte. Deshalb sind sie bis heute Vorbilder im Glauben.
Vertrauen spielt auch heute für uns eine grosse Rolle. Wenn wir einen Zug oder ein Flugzeug besteigen, dann vertrauen wir auch darauf, dass viele Menschen ihre Arbeit gewissenhaft gemacht haben und die Technik funktioniert. Wenn wir unser Kinder das erste Mal einen Weg allein gehen lassen, dann vertrauen wir auch darauf, dass nichts Schlimmes passiert.
Impuls
- Überlege Situationen aus dem Alltag, wo du darauf vertraust, dass alles gut geht.
- Kommen dir auch Situationen in den Sinn, die etwas mit Gottvertrauen zu tun haben?