Wie geht taufen auf katholisch, reformiert, orthodox, freikirchlich?
Die konfessionellen Unterschiede bei der Bedeutung der Taufe
Obwohl die meisten Kirchen die Taufe gegenseitig anerkennen, hat die Taufe nicht in allen Konfessionen dieselbe theologische Bedeutung.
Für katholische Christinnen und Christen ist die Taufe ein Sakrament, das die Verbindung zwischen Täufling und Gott bewirkt und den Täufling in die Kirche als geistliche Gemeinschaft eingliedert. Die Taufe macht aus dem Täufling ein Kind Gottes.
Die reformierte Taufe ist ein äusseres Zeichen der Zugehörigkeit zur reformierten Kirche als Organisation. Sie bringt für den Täufling kein Heil und keine Gottesbeziehung mit sich. Heil bringt allein der Glaube.
Für Christinnen und Christen in Freikirchen und Kirchen in täuferischer Tradition steht das Glaubensbekenntnis des erwachsenen Täuflings im Vordergrund.
In allen Konfessionen aber wird mit der Taufe bezeugt: Wir stellen das Leben des Täuflings unter Gottes Schutz und Segen, denn wir haben vieles nicht in der Hand. Die Taufe ist ein Ausdruck des Vertrauens, dass Gott dem Täufling nahe sein will, ihn mit seinem Segen begleitet und ihm Mut und Kraft für den Lebensweg gibt.
Was in allen Kirchen bei der Taufe gleich ist
In allen Kirchen wird mit Wasser getauft. Und der Priester oder der Pfarrer bzw. die Pfarrerin tauft den Täufling mit derselben Taufformel: «N.N. (Name des Täuflings), ich taufe dich auf den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.» In allen Kirchen gibt es eine Taufansprache, ein Taufversprechen der Eltern und Paten bzw. das Bekenntnis des Glauben vom Täufling, ein Taufspruch und eine Segenshandlung mit Kreuzzeichen. Ergänzt wird der Taufakt mit Liedern und Gebeten.
Zwei Formen des Taufens
Es gibt zwei Formen des Taufens, die in den verschiedenen Kirchen, Konfessionen und christlichen Gemeinschaften geübt werden:
- Übergiessen/Besprengen: römisch-katholische Kirche – evangelisch-reformierte Kirche – Mennoniten – anglikanische Kirche – christkatholische Kirche – evangelisch-lutherische Kirche – evangelisch-methodistische Kirche
- Untertauchen: Baptisten – Brüderbewegung – Freikirchen – orthodoxe Kirchen
Zum römisch-katholischer Taufritus
Die Taufe ist ein Sakrament, ein heiliges Zeichen. Römisch-katholischen Christinnen und Christen bringen ihre Kinder häufig bald nach der Geburt zur Säuglingstaufe. Meistens findet die Taufe im oder nach dem sonntäglichen Gottesdienst der Gemeinde statt.
Alle Elemente des römisch-katholischen Taufritus, die in der evangelisch-reformierten Taufpraxis nicht vorkommen, gehen auf die Taufordnung der Alten Kirche zurück:
- Weihe des Taufwassers: Bei der Segnung des Wassers wird an wichtige Ereignisse wie die Schöpfung oder den Durchzug durchs Schilfmeer, an die Taufe von Jesus und an den Missionsauftrag erinnert.
- Absage an das Böse: Sie erinnert an den Glaubenskampf gegen die Mächte des Bösen. In den frühchristlichen Gemeinden handelte es sich um eine Absage an andere Religionen und Kulte.
- Salbung mit geweihtem Öl: Der Täufling wird mit heiligem Chrisam gesalbt. Er ist nun ein Glied des Volks Gottes und gehört für immer Christus an. Chrisam bedeutet Salböl.
- Taufkerze und Erstkommunion: Die Taufkerze wird der Familie des Kinds übergeben und bei der Erstkommunion, die etwa im zehnten Lebensjahr stattfindet, wieder entzündet. Dabei wird das Taufbekenntnis erneuert.
Zum evangelisch-reformierten Taufritus
Die evangelisch-reformierte Taufe ist in der Regel eine Kindertaufe, die das Wort Gottes ins Zentrum stellt. Das Wort Gottes gibt dem Taufwasser seine Bedeutung und Kraft. So wird in der reformierten Kirche gewöhnliches Leitungswasser verwendet, es wird nicht geweiht.
- Die Zuwendung Gottes wird für die Anwesenden im Vollzug der Taufe sichtbar und erlebbar: Sie hören die Taufformel und den Taufspruch, sie sehen das Wasser, das dreifache Kreuzzeichen und die segnende Hand.
- Seit einiger Zeit wird auch bei reformierten Tauffeiern der Familie eine Taufkerze für den Täufling überreicht, die der Tauferinnerung dient. Oft bekommt die Familie von der Gemeinde zur Taufe auch eine Kinderbibel geschenkt.
Zum Taufritus in orthodoxen Kirchen
Die orthodoxen Kirchen haben in noch grösserem Mass als die römisch-katholische Kirche den Taufritus der ersten Jahrhunderte bewahrt. Über die bei der römisch-katholischen Taufe aufgezählten Elemente hinaus gibt es im orthodoxen Ritus folgende Besonderheiten:
- Symbolische Waschung: Der Priester hebt das nackte Kind in das grosse Taufbecken, wäscht es dreimal symbolisch von Kopf bis Fuss und taucht es unter. Nach der Taufe mit der Taufformel wird dem Kind ein weisses Taufkleid angezogen. Zusammen mit der Tauffamilie umschreitet der Priester dreimal das Taufbecken und singt: «Ihr alle nämlich, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen. Halleluja.» (nach Gal 3,27)
- Myronsalbung: Im Lauf der Zeit bildete sich in der orthodoxen Kirche eine von der Wassertaufe getrennte Geisttaufe heraus. Heute erfolgt unmittelbar nach dem Abtrocknen des Kinds die Myronsalbung mit der Bitte um den Heiligen Geist. Dem Täufling soll – nach dem Vorbild der Taufe von Jesus – die Gabe des Heiligen Geists zuteil werden.
- Empfang der Eucharistie: In der Alten Kirche folgte nach der Taufe die Feier des Abendmahls zusammen mit der Gemeinde. Auch daran hält die orthodoxe Kirche fest. Der Priester taucht ein Stückchen Brot in den Wein und führt es mit einem Löffel in den Mund des Kinds. Kinder jeden Alters nehmen an der Eucharistie teil.
- Haare schneiden: Manchmal werden dem Täufling vier kleine Haarbüschel abgeschnitten, als symbolisches Kreuz.
Taufe bei den Baptisten und in anderen Freikirchen
In vielen Freikirchen hängt die Gültigkeit einer Taufe auch davon ab, ob der Täufling sich bewusst für die Taufe entschieden hat. Christinnen und Christen, die als Säuglinge getauft worden sind, gelten bei ihnen als ungetauft. Die Abläufe baptistischer und anderer freikirchlicher Tauffeiern in aller Welt sind nicht einheitlich. In der Regel werden jedoch Erwachsene nach folgendem Ablauf getauft:
- Vor der versammelten Gemeinde berichtet der (erwachsene )Täufling von seinem Weg zum christlichen Glauben und bekennt sich mit eigenen Worten zu Jesus Christus als seinem Herrn und Erlöser. Oft schliesst sich an dieses persönliche Zeugnis das gemeinsam gesprochene Apostolische Glaubensbekenntnis an.
- Danach steigt der Täufling, meistens weiss gekleidet, in das Taufbecken. Wenn die Taufe im Freien stattfindet, watet er in den nahe gelegenen See oder Fluss, wo der Täufer – ein Pastor oder ein Ältester der Gemeinde – auf ihn wartet. Der Taufbegleiter/die Taufbegleiterin verliest als Taufspruch einen Bibelvers, den er/sie für den Täufling ausgesucht hat. Es folgt die Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes.
- Während sich Täufer und Täufling umziehen, dankt die Gemeinde in freien Gebeten für die Taufe und erbittet Gottes Segen für den Täufling.
- Zum Abschluss der Tauffeier erhalten die Getauften unter Handauflegung der Ältesten der Gemeinde den Segen. Sie sind in die Gemeinde aufgenommen. Häufig beschliesst eine Abendmahlsfeier den Gottesdienst.
Nach: Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich / Jürg Bosshardt. Wir leben Kirche. Arbeitshilfe für das 3. Schuljahr. Theologischer Verlag Zürich 2012. S. 58f.