Die Kirche - ein grosses Netzwerk
Der grosse Fischfang – ein Bild für die Kirche
Nach dem Tod Jesu kehren seine Jünger enttäuscht in ihre galiläischen Heimat zurück und arbeiten wieder als Fischer. Sie haben ihre Netze schon die ganze Nacht im See Genesaret ausgeworfen – trotz aller Mühe erfolglos. Da tritt der Auferstandene hinzu, doch die Jünger erkennen ihn nicht. Aber sie folgen seiner Aufforderung und werfen ihre Netze nochmals aus. Und da geschieht das Wunder: Die Netze sind voll von Fischen. Der Evangelist Johannes erzählt, dass es 153 grosse Fische sind. Und obwohl es so viele sind, reisst das Netz nicht. (Johannes 21,1-14).
Die Geschichte vom wunderbaren Fischfang kann ein Bild für die Kirche sein. Am Anfang ist das Netz leer, doch es füllt sich schnell. Was trägt dazu bei? Die Jesus-Gemeinschaft ist offen für alle Menschen aus allen Kulturen und Religionen. Gegenseitige Besuche, lebendige Gottesdienste, das Gebet füreinander und der Austausch von Briefen tragen dazu bei, dass die Kirche zu einem starken, weltweiten Netzwerk wird. Immer mehr Menschen aus allen sozialen Schichten und allen Generationen werden Teil davon. Auch heute ist kirchliches Networking angesagt.
Das Evangelium fordert uns auf, niemanden auszuschliessen. Das wird durch die Symbolzahl 153 deutlich. Als der Kirchenvater Hieronymus diese Bibelstelle ins Lateinische übersetzte, forschte er nach einer Erklärung für die symbolische Zahl. In einer zoologischen Abhandlung seiner Zeit fand er die Information, dass es damals 153 bekannte Fischarten gab. Hieronymus schloss daraus, dass alle Fischarten im Netz vertreten waren und im Netzwerk Kirche vertreten sein sollten. Alle Menschen und alle Völker sollten die frohe Botschaft von der Auferstehung hören und in die Gemeinschaft der Kirche gerufen werden.
Jesus hätte natürlich auch Strassenbauer, Landwirte oder Beamte als Jünger berufen können. Doch er berief Fischer. Denn ein Fischer sucht die Fische dort, wo sie sind. Er muss sich den Fischschwärmen anpassen, jeden Tag aufs Neue. Auch die Kirchen müssen immer wieder neue Wege zu den Menschen finden und dort ihre Netze auswerfen, wo sie sind.
Caroline Giovine