Wie Kinder Freundschaft lernen – und was sie dafür brauchen
Schon im Kleinkindalter haben Kinder eine Vorstellung von Freundschaft und bezeichnen andere Kinder als Freunde. Entscheidend dafür, wer als Freund bezeichnet wird, ist die Häufigkeit, mit der sie sich sehen und die gemeinsamen Aktivitäten. Später spielen gemeinsame Erlebnisse, Vorlieben und Gespräche zunehmend eine Rolle. Zentral bleibt aber lange das gemeinsame Spielen. Kinder lernen in Freundschaften, wie Beziehungen wachsen und gestaltet werden können. Freundschaft bedeutet auch: emotionale Nähe, Vertrauen, geteilte Geheimnisse. Es sind erste Erfahrungen mit Vertrauen, Eifersucht, Ausgrenzung – und mit dem tiefen Glück, verstanden und gemocht zu werden.
Wie kannst du Freundschaften deines Kindes unterstützen?
Wichtig ist es, dass die Freunde deines Kindes sich in eurem Zuhause willkommen fühlen und einen Platz in eurem Familienleben haben. Unvergessen sind die Momente, an denen wir selbst bei Freunden erstmals zum Znacht eingeladen oder bei einem Ausflug, in den Ferien oder einem Familienfest dabei waren.
Wer gehört dazu, wer nicht?
Freundschaften in der Kindheit sind dynamisch: Heute beste Freunde, morgen getrennte Wege – und übermorgen wieder vereint. Über Rituale, Sprache und Gemeinsamkeiten wird schnell deutlich, wer dazu gehört und wer nicht. Buben neigen weniger zu exklusiven Freunden als Mädchen, sondern sind eher in der Gruppe unterwegs. Für Mädchen hat die BBF, best friend forever, einen höheren Stellenwert. Das kann schon im Kindergarten ausgrenzenden Situation führen: Wer sitzt wo neben wem?
Was tun, wenn das eigene Kind ausgegrenzt wird?
Vielleicht beschleicht dich ein ungutes Gefühl, wenn du siehst, wie dein Kind ausgegrenzt wird oder ein anderes ausgrenzt. Da hilft zunächst das Verständnis, dass es ein normales Bedürfnis des Kindes ist die Ausstrahlungskraft der Freundschaft zu erhöhen. Andrerseits solltest du darauf achten, dass Respekt und Fairness nicht unter die Räder geraten und das Verhaltens sich in Richtung Mobbing entwickelt.
«Du bist hier nicht der Bestimmer!»
Kinder die «nerven» finden weniger schnell Freundschaften. Das ergab eine Befragung unter Primarschulkindern. Unter «nerven» verstehen diese, wenn andere zu viel reden, reinrufen, Mitschülerinnen ärgern, sich in Spiel reindrängen und auf ein Stopp-Signal nicht reagieren. Durch die Rückmeldungen anderer Kinder lernt das eigene Kind viel für das soziale Miteinander. Am Ende sollte es fähig sein, sich in andere hineinzuversetzen, abzuwarten, sich einzufügen, aber auch mal die Führung zu übernehmen. Steht bei jüngeren Kindern vor allem das gemeinsame Spielen im Vordergrund, wird es mit zunehmenden Alter für die Kinder wichtig, Streitereien auszudiskutieren, Kompromisse zu finden und sich auszusöhnen.
Freies Spiel
Je mehr der tag eines Kindes strukturiert und durchgeplant ist, umso weniger Zeit bleibt für eigene Erfahrungen im freien Spiel. Dort schulen Kinder ihre sozialen Kompetenzen, müssen Regeln aushandeln, den Platz in der Gruppe finden, Konflikte eigenständig lösen. Eltern, die sofort eingreifen, wenn ein Konflikt droht, sind da nicht hilfreich. Es muss auch mal Zeit fürs Nichtstun sein.
Freundschaft braucht Zeit und Mut
Wie Kinder Freundschaft lernen, ist ein Teil ihrer Identitätsentwicklung. Es geht nicht nur darum, mit anderen auszukommen – sondern darum, sich selbst in Beziehung zu entdecken. Das ist manchmal holprig, aber immer bedeutungsvoll.